Medialität ist keine psychische Erkrankung - ganz im Gegenteil!
Mediumistische Phänomene reichen weit zurück in die menschliche Geschichte und können durch das Hören, Sehen, Fühlen von Geistwesen im "Wachbewusstsein" sowie Trancezustand definiert sein.
Die wissenschaftliche Untersuchung sowie Differenzierung zwischen medialen Wahrnehmungen und psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und Dissoziationsstörungen ist wichtig für ein besseres Verständnis der Gehirn - Geist - Psyche Beziehungen.
Jenseitskontakte und dissoziative Zustände!
In der Regel wird Dissoziation als Störung der integrierten Funktionen von Bewusstsein, Gedächtnis, Identität und Wahrnehmungen der Umwelt beschrieben [1].
Die dissoziative Identitätsstörung (DID) ist als Persönlichkeitsstörung definiert, wenn zwei oder mehr Persönlichkeiten vorhanden sind,
begleitet von den klinischen Symptomen der DID Amnesie, Depersonalisation, Derealisation, Identität Verwirrung und Identitätsänderung [1].
Prof. Alexander Moreira-Almeida - Untersuchung von den Beziehungen zwischen Spiritualität und psychischer Gesundheit!
Professor Alexander Moreira-Almeida von der medizinischen Fakultät der Universidade Federale de Juiz de Fora (UFJF) und Gründer des Research Center in Spirituality and Health (NUPES) erforschte in Kooperation mit der Uniklinik RWTH Aachen den Zusammenhang zwischen Spiritualität und psychischer Gesundheit mittels neurowissenschaftlichen bildgebenden Verfahren [2].
Ein Studienschwerpunkt von Prof. Alexander Moreira-Almeida liegt auf der Erforschung spiritueller Erfahrungen (Trance, Besessenheit und Nahtoderlebnissen) sowie der Differenzierung von spirituellen Erfahrungen, welche Ähnlichkeiten zu psychotischen bzw. dissoziativen Störungen aufweisen sowie psychotischen bzw. dissoziativen Störungen, welche spirituellen Erfahrungen ähneln [2].
Diese Erfahrungen werden mit Hilfe von bildgebenden Verfahren, psychiatrischen Interviews und neuropsychologischen Testverfahren untersucht [2].
Prof. Alexander Moreira-Almeida et al. (2007) untersuchten 115 Jenseitsmedien, welche nach dem kardecistischen Spiritismus in Brasilien Jenseitskontakte als gemeinnützige freiwillige Arbeit ausführten, um Unterschiede und Ähnlichkeiten zur dissoziativen Identitätsstörung (DID) zu untersuchen.
Die Jenseitsmedien in dieser Studie zeigten eine niedrigere Prävalenz von psychischen Störungen, hatten ein hohes Bildungsniveau und waren sozial sehr gut angepasst [3].
In einer weiterführenden Studie untersuchten Prof. Alexander Moreira-Almeida et al. (2008) 24 spiritistische brasilianische Jenseitsmedien, welche Jenseitskontakte durchführten sowie nordamerikanische Patienten mit einer dissoziativen Identitätsstörung [4].
Auch in dieser Studie unterschieden sich die Jenseitsmedien durch eine geringere Prävalenz psychischer Störungen, keiner Verwendung von Psychopharmaka und insgesamt im Vergleich zu den Patienten mit einer dissoziativen Identitätsstörung durch eine bessere psychische Gesundheit, soziale Anpassung und ein anderes nicht-pathogenes klinisches Profil [4].
Jenseitskontakte in Trance und Neuroimaging - Verfahren!
In einer funktionellen Bildgebungsstudie untersuchte Prof. Alexander Moreira-Almeida et al. (2017) in Kooperation mit der Uniklinik RWTH Aachen 8 Trancemedien und 8 Kontrollpersonen [5].
Die Ergebnisse zeigten eine erhöhte funktionelle Konnektivität in den auditiven und sensomotorischen Resting State Networks (RSN) für die mediumistische Trance im Vergleich zu Ruhe- und Imagination-Trance-Bedingungen [5].
Weiterhin zeigten die Aktivierungsmuster der sensorischen Bereiche der Jenseitsmedien einige Ähnlichkeiten mit schizophrenen Patienten und unterschieden sich aber deutlich an der Beteiligung des präfrontalen Kortex, welcher möglicherweise das Fehlen von psychiatrischen Symptomen erklärt [5].
Die Studie legt nahe, dass Menschen, welche an Halluzinationen leiden, eine heterogene Gruppe mit unterschiedlichen klinischen und neurofunktionellen Implikationen sind [5].
Wobei der Hauptunterschied zwischen der nicht psychiatrischen Erfahrung des Jenseitsmediums und der psychiatrischen Schizophrenie darin besteht, das ein Jenseitsmedium freiwillig und gezielt in diese Zustände eintritt, während bei Schizophrenie dieser Zustand als unfreiwillig erlebt wird [5].
Des weiteren erhält ein Jenseitsmedium beispielsweise Informationen über eine Verstorbene Person im Jenseitskontakt, dessen Wahrhaftigkeit durch kontrollierte Tests geprüft werden kann.
Der präfrontale Kortex
Der präfrontale Kortex steht in einem bidirektionalen Informationsaustausch mit dem mediodorsalen Kern des Thalamus und weiten Teilen der übrigen Großhirnrinde [6].
Der präfrontale Kortex hemmt unser Aggressionsverhalten und ist für unser moralisches Urteil maßgeblich [7].
Bei einem affektgesteuerten Mörder ist der präfrontale Kortex ungewöhnlich passiv und bei einer Schizophrenie Erkrankung ebenfalls weniger aktiv, was manchmal auch zu aggressiven Verhalten führen kann [7].
Quellen:
1. Helane Wahbeh and Dean Radin (2018). People reporting experiences of mediumship have higher dissociation symptom scores than non-mediums, but below thresholds for pathological dissociation. F1000Research
3. Alexander Moreira-Almeida et al. (2007). Dissociative and Psychotic Experiences in Brazilian Spiritist Mediums. Psychother Psychosom, 76:58–59, DOI: 10.1159/000096366.
4. Alexander Moreira-Almeida et al. (2008). Comparison of Brazilian Spiritist Mediumship and Dissociative Identity Disorder. The Journal of Nervous and Mental Disease , Volume 196, Number
5. Alexander Moreira-Almeida et al. (2017). Neural correlates of psychotic-like experiences during spiritual-trance state. Psychiatry Research: Neuroimaging.
6. Hans - Otto Karnath u. Peter Thier (2012). Kognitive Neurowissenschaften. Springer Verlag Berlin - Heidelberg
7. Dick Swaab (2013). Wir sind unser Gehirn - Wie wir denken, leiden und lieben. KNAUR
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